Weiblichkeit – Macht – Männlichkeit? Perspektiven für die Antike

Weiblichkeit – Macht – Männlichkeit? Perspektiven für die Antike

Organisatoren
Jan Meister / Seraina Ruprecht / Thomas Späth / Stefan Rebenich, Universität Bern
Ort
Bern
Land
Switzerland
Vom - Bis
30.09.2021 - 01.10.2021
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Von
Jonas Borsch, Historisches Institut, Universität Bern

Es sind mittlerweile mehr als drei Dekaden ins Land gezogen, seit Joan Scott in ihrem programmatischen Artikel über „Gender: A Useful Category of Historical Analysis“ einen großangelegten – und geglückten – Versuch unternommen hat, der historischen Geschlechterforschung eine neue theoretische Grundlage zu verschaffen.1 Scotts Untersuchung verdeutlichte, warum Gender weitaus mehr darstellt als eine andere Weise, „Frauengeschichte“ zu betiteln: Zuschreibungen an Weiblichkeit und Männlichkeit haben in vielfältiger Weise in historische Gesellschaften hineingewirkt; über ihre Analyse lassen sich deshalb in besonders aussagekräftiger Weise Machtstrukturen erfassen. Während insbesondere im anglo-amerikanischen und französischsprachigen Raum die altertumswissenschaftliche Auseinandersetzung mit Gender seit den späten 1980er-Jahren eine ebenso ausgeprägte wie spannungsgeladene Konjunktur erlebte, haben sich in der deutschsprachigen Althistorie lange Zeit nur wenige auf dieses Gebiet gewagt. Zu diesen Pionieren zählt Thomas Späth, der sich seit den 1980er-Jahren empirisch wie theoretisch um das Feld verdient gemacht hat. Es war deswegen nur konsequent, wenn Thomas Späths diesjähriger Ruhestand als Inhaber der Dozentur für Antike und Antikekonstruktionen an der Universität Bern zum Anlass genommen wurde, im Rahmen einer Tagung eine Bestandsaufnahme der altertumswissenschaftlichen Geschlechterforschung gut drei Jahrzehnte nach Joan Scott – und etwas mehr als 25 Jahre nach dem Erscheinen von Thomas Späths wegweisender Monographie zu Männlichkeit und Weiblichkeit bei Tacitus – zu wagen.2 Vom 30. September bis 01. Oktober 2021 hat diese Tagung in Bern unter dem Titel „Weiblichkeit – Macht – Männlichkeit? Perspektiven für die Antike“ stattgefunden – zur Freude aller Beteiligten in Präsenz. Wie die Veranstalter Jan Meister und Seraina Ruprecht (beide Bern) in ihrer Einführung betonten, war es der explizite Wunsch des Geehrten, neben alten Weggefährt:innen auch hoffnungsvolle Nachwuchswissenschaftler:innen einzuladen, um Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Feldes gleichermaßen zu vermessen. Diese Anlage begegnet der Forderung nach einer wissenschaftshistorischen Selbstreflexion3, fragt aber auch nach mittel- und langfristigen Perspektiven. Geschlecht sollte dabei als relationales Konzept betrachtet werden: Weiblichkeit macht Männlichkeit – und umgekehrt.

In der ersten Sektion wurden wissenschaftliche wie populäre Zugriffe auf Geschlecht und Sexualität in der Antike einerseits und adäquate Zugriffe auf die Thematik vor dem Hintergrund gegenwärtiger Aktualisierungen andererseits diskutiert. Den Anfang machte im Sinne eines theoretischen Anstoßes PATRICIA PURTSCHERT (Bern), die zunächst einen Blick auf die von Joan Scott angeregte Debatte warf und dabei die Zentralität der Analysekategorie Gender herausstellte. Darüber hinaus identifizierte Purtschert drei Problembereiche, über die sich gleichzeitig Forschungsfelder auch für die Altertumswissenschaften eröffneten: Intersektionalität, Materialität und Binarität. Der erste dieser drei Aspekte bedeute demnach für die Genderforschung insofern eine methodische Herausforderung, als dass Geschlecht nicht unabhängig von den mit ihr verschränkten Kategorien Rasse und Klasse analysiert werden könne. Das zweite Problem, das der Materialität, identifizierte Purtschert in der mangelnden Trennbarkeit von Biologischem und Sozialem, d.h. in einer kulturellen Formung auch des „natürlichen“ Körpers. Schließlich verwies sie auf eine weitgehende Fokussierung der Genderforschung auf die Binäre Männlichkeit und Weiblichkeit. Möglichkeiten, diese Problemstellungen in den Altertumswissenschaften zur Anwendung zu bringen, sah sie beispielsweise in der analytischen Berücksichtigung des sozialen Status oder der vergleichenden Historisierung moderner und antiker Begriffe des „Natürlichen“. Nach den Impulsen, die die Antike für eine Auseinandersetzung mit Geschlecht und Geschlechtlichkeit in der Gegenwart geben kann, fragte JAN MEISTER. Er richtete den Blick auf die Wirkmacht von Antikebezügen in der modernen Auseinandersetzung mit Geschlecht und Sexualität – angefangen mit Michel Foucault, für den die Antike Gelegenheit bot, ein „anderes“ Denken sexueller Identitäten zu erforschen. Schon lange vor Foucault war die Antike allerdings zu einem zentralen Bezugspunkt moderner Beschäftigung mit Sexualität geworden. Meister machte das exemplarisch an der Auseinandersetzung mit Sappho um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert fest: Die Dichterin wurde einerseits in progressiven Kreisen als homosexuelle Identifikationsfigur aufgriffen, während andererseits konservative Beschützer von Sapphos „Reinheit“ mit bezeichnendem Furor deren Rolle als „typische“ Vertreterin traditioneller Weiblichkeit wiederherzustellen suchten. Dieselbe Heftigkeit kennzeichnete auch die so genannten „sexuality wars“, die seit den 1980er-Jahren um Foucaults Ansätze tobten. In seiner Analyse zeigte Meister auf, was auch von Purtschert explizit thematisiert worden war: Wer über Gender in der Geschichte spricht, spricht letztlich immer auch über die eigene Gegenwart.

Wie SERAINA RUPRECHT zum Auftakt der zweiten Sektion zu antiken Konzeptionen von Männlichkeit betonte, ist Geschlecht lange Zeit eher mit Blick auf Weiblichkeit untersucht worden – eine Nachwirkung der traditionellen Wahrnehmung von Männlichkeit als etwas Gegebenes. Im Rahmen ihres Vortrages präsentierte Ruprecht erste Ergebnisse einer größer angelegten Studie zu Männlichkeit im klassischen Athen. Dabei blickte sie exemplarisch auf Sophokles’ Aias. Methodisch lehnte sie sich an Thomas Späths Ansatz eines weniger auf eine vermeintliche Realität hinter dem Text als auf eine Analyse des Textes selbst als Zeugnis gesellschaftlicher Wirklichkeit zielenden Zugriffes an.4 Sie beobachtete, dass Sophokles die Figur des Aias mit zeitgenössischen Männlichkeitsvorstellungen konfrontiere und aktualisiere. Der Diskurs über Männlichkeit habe sich mit der Extensivierung der politischen Partizipation im Athen des 5. Jahrhunderts polyphoner, vielleicht auch ambivalenter ausgenommen als früher, wobei der oikos eine zunehmende Rolle spielte und die Stellung des einzelnen Mannes in der Gemeinschaft verstärkt beleuchtet worden sei. Auf die römische Kaiserzeit blickte dann CHRISTOPHER DEGELMANN (Berlin) anhand der Praktik der barbatoria, der rituellen Scherung des ersten Bartflaums. Degelmann analysierte dieses Fest im Rahmen einer Kulturgeschichte des Politischen, wobei sich seine Beobachtungen nicht zuletzt auf eine historische Rekonstruktion und Deutung des bislang in der Forschung nur punktuell beleuchteten Phänomens richteten. Typischerweise mit 18 bis 20 Jahren durchgeführt, schloss die barbatoria laut Degelmann eine Adoleszenz-Phase ab, die durch das ebenfalls festlich begangene Anlegen der toga virilis eröffnet worden war und eine transitorische Zwischenstufe auf dem Weg zur Männlichkeit markierte. Das Ritual selbst bot demnach einerseits eine weitere Gelegenheit zur öffentlichkeitswirksamen Inszenierung der domus und verwies andererseits auf persönliche Mündigkeit und virtus.

Im Abendvortrag fragte ADRIAN STÄHLI (Harvard) nach dem Beitrag der Altertumswissenschaften zu den Gender Studies sowie nach der Rückwirkung eines geschlechterhistorischen Zugriffes auf die Erforschung der Antike. Auch für Stähli bildeten dabei Foucaults Beobachtungen zur Historizität sexueller Identitäten und zur Erfahrung des „Anderen“ über die Antike den Ausgangspunkt. In der jüngeren Forschung beobachtete er allerdings entgegengesetzte Trends: Im Sinne einer „neuen hermeneutischen Bequemlichkeit“ sei eine Neigung feststellbar, auf die Auseinandersetzung mit dem epistemologischen Status der Quellen zu verzichten und gegenwärtige Identitäten in die Befunde hineinzulesen. Demgegenüber mahnte er eine verstärkte wissenschaftshistorische Selbstreflexion des Feldes an. Ein rezeptionshistorisches Beispiel analysierte er mit Blick auf den homosexuellen Kunstmäzen Edward Perry Warren († 1926), der archäologische Monumente als Teil eines offen homoerotischen Lebensstils inszenierte und gleichzeitig mit der Weitergabe seiner umfassenden Sammlung erotischer Objekte die museale Darstellung antiker Sexualität bis in die Gegenwart geprägt habe.

Die dritte Sektion der Veranstaltung wandte sich antiken Konzepten von Weiblichkeit zu – ein schon deswegen herausforderndes Feld, weil Weiblichkeit in den erhaltenen antiken Quellen v.a. in Form von Defizitzuschreibungen begegnet. Demgegenüber fragte STEFFI GRUNDMANN (Wuppertal) nach der Reichweite und den Ausprägungen weiblicher Handlungsmacht, wobei sie exemplarisch auf die Beispiele der Lucretia in der Darstellung des Livius sowie auf die sogenannte Laudatio Turiae einging. Beide Frauen hätten aktiv in das eigene Schicksal und das ihrer Familie eingegriffen. Während die legendäre Lucretia in einem „halböffentlichen“ Raum ihre Vergewaltigung anklagte und so einen revolutionären Prozess anstieß, vertrat die historische „Turia“ die Interessen ihrer domus in Abwesenheit des Ehemannes. Grundmann deutete das als transgressives Handeln in einem „Zwischenraum“ zwischen domus und res publica, dessen Darstellung aber gleichzeitig in einen Diskurs über tradierte Weiblichkeitsideale integriert werde. Nach weiblichen Spielräumen fragte auch ALEXANDER THIES (Bern), der sich der Rolle von Vertrauen in kaiserlichen Mann-Frau-Beziehungen zwischen Kaiserzeit und Spätantike zuwandte. Mit Apuleius’ Metamorphosen wandte sich Thies zunächst einer fiktiven Erzählung des 2. Jahrhunderts zu, aus der sich die Bedeutung entnehmen lässt, die partnerschaftlichem Vertrauen als essenzielles Element einer affektiven Nahbeziehung zugeschrieben wurde. Thies diagnostizierte sodann einen langfristigen Wandel von einer informellen zu einer stärker öffentlichen Präsenz der Kaiserinnen ab dem 3. Jahrhundert. Das Vertrauen zur Herrscherfrau gestaltete sich dabei einerseits durch das Vertrauen des Kaisers zur Kaiserin und andererseits durch das Vertrauen von Bittstellern in die Kaiserin als Vermittlerin ihrer Anliegen. Die Vertrauensbeziehung zwischen Frau und Mann war, so betonte er, allerdings eine asymmetrische: Dem Ehemann wurde in ihr klar der Vorrang eingeräumt.

Die vierte und letzte Tagungssektion zu antiken Konzeptionen von Macht und Geschlecht eröffnete BEATE WAGNER-HASEL (Hannover) mit einer Warnung: Ihr Vortrag zu Macht und Weiblichkeit in den Altertumswissenschaften werde als persönlicher Rückblick nicht frei von Emotionen bleiben. Wagner-Hasel begann denn auch mit kritischen Beobachtungen zur Rückkehr des Konzeptes des Patriarchats in der jüngeren Forschung und eines damit verknüpften Unterdrückungs-Narrativs. Mit diesem Trend würden populäre Thesen der 1970er- und 1980er-Jahre über die Ablösung des Matriarchats durch das Patriarchat aufgewärmt5, die in ihrem Rückgriff auf den historischen Materialismus stark ideologisch aufgeladen und schon deshalb problematisch seien. Davon ausgehend beschrieb Wagner-Hasel, wie sich aus einer kritischen Auseinandersetzung mit den Matriarchats-Theorien der 1970er-Jahre ihr eigenes Interesse an der Frauengeschichte herausgebildet hatte und schilderte die Widerstände, mit denen die Frauen- und Geschlechtergeschichte gerade auch in den Altertumswissenschaften zu kämpfen hatte, bevor seit den 1980er-Jahren eine langsame akademische Institutionalisierung einsetzte. Der Beitrag von KORDULA SCHNEGG (Innsbruck) zu den Cornelii Scipiones (aufgrund von Krankheit in Vertretung vorgetragen) thematisierte den Einfluss des Faktors Erfolg auf römische Entwürfe von Männlichkeit. Ihren Ausgangspunkt bildeten dabei inschriftliche und literarische Zeugnisse zu männlichen Angehörigen der Scipiones, die die Erwartung politischer und militärischer Leistungen widerspiegelten und im Umkehrschluss auch das Problem des Scheiterns aufwarfen: In vermittelter Anlehnung an RW Connells Konzept der hegemonialen Männlichkeit fragte sie nach dem Zusammenhang zwischen dem möglichen Verlust einer hegemonialen sozialen Stellung und dem Verlust hegemonialer bzw. „dominanter“ Männlichkeit. Sie blickte hier v.a. auf die Faktoren Heer und Krieg. Das Heer sah sie als über Männlichkeitsentwürfe strukturierte Entität mit rigiden, die Hierarchie festigenden Disziplinierungsmaßnahmen, die Scheitern bestraften. Die enorme Brutalität, die in vielen Schlachtenberichten greifbar wird, deutete sie vor diesem Hintergrund im Sinne einer Ventilfunktion für subordinierte Männlichkeit. ANN-CATHRIN HARDERS (Bielefeld) betrachtete das Verhältnis von Geschlecht und Macht unter Konzentration auf politisch volatile Phasen, für die sie das Aufbrechen des Verhältnisses zwischen Geschlecht und Herrschaft diagnostizierte. Dabei analysierte sie in vergleichender Perspektive die Situationen nach dem Tod Alexanders des Großen und Cäsars. Das tertium comparationis sah sie in der relativen Offenheit der Situation sowie in den damit einhergehenden Positionskämpfen, während derer die Bindung von Herrschaft an das männliche Geschlecht kurzzeitig zur Disposition gestanden habe. Anhand zweier politisch einflussreicher Frauen, der Alexandernichte und Frau des Philippos Arrhidaios, Adea Eurydike, sowie der u.a. mit Marc Anton verheirateten Fulvia, zeigte sie auf, wie weibliche Handlungsspielräume sich gerade aus dem Agieren des Ehepaares als „gemeinsames Kraftfeld“ ergaben. Kontingente Situationen des Übergangs, so offenbarte sich, können ein Schlaglicht auf mögliche Alternativen zu nur vermeintlich vorgezeichneten Entwicklungen – etwa der unter Augustus etablierten binären Geschlechterordnung – werfen. Wie gerade eine außerhalb der traditionellen Entwürfe stehende Geschlechtlichkeit eine machtvolle Position begünstigen konnte, analysierte im letzten Beitrag zur Sektion BERNADETTE DESCHARMES (Braunschweig). Als Beispiel diente ihr dafür der Eunuch Eutropius, der unter Arcadius bis zum Konsulat und faktischen Machthaber des Ostreiches aufsteigen konnte. In der Invektive des westlichen Rhetors Claudian wird Eutropius’ mangelnde Männlichkeit in polemischer Zuspitzung problematisiert. Dabei werde, so Descharmes, der Eunuch gerade dadurch zur beunruhigenden Figur, dass er aus der traditionellen Dichotomie von Männlichkeit und Weiblichkeit herausfalle. Trotz derlei Unbehagen bei manchen Zeitgenossen hat sich Eutropius allerdings faktisch wenigstens zeitweise im internen Machtkampf durchsetzen können – was Descharmes gerade an der Außenseiterposition von Eunuchen festmachte, die eine direkte Konkurrenz zum Kaiser ausschloss. Wie Eutropius’ Beispiel zeigt, konnten die sich ergebenden Handlungsmöglichkeiten bis hin zur Besetzung von Aufgabenfeldern gehen, die sonst für Angehörige der männlichen Elite reserviert waren.

Das letzte Wort bei dieser Tagung hatte – angesichts des Anlasses nur treffend – THOMAS SPÄTH (Bern) im Rahmen eines bilanzierenden Beitrages, in dem er Fragen zu Gegenwart und Zukunft der altertumswissenschaftlichen Geschlechtergeschichte zur Debatte stellte. In der dadurch angestoßenen Schlussdiskussion kamen vier Aspekte zur Sprache: Erstens lässt sich eine Bedeutungszunahme und inhaltliche Ausdifferenzierung des Konzeptes Geschlecht in den Altertumswissenschaften erkennen: Männlichkeit und Weiblichkeit werden zunehmend als inhärente Themenfelder der Antikeforschung wahrgenommen und die Sensibilität für Geschlechter jenseits der Binäre hat sich ebenfalls erhöht. Zweitens finden aktuelle Problemstellungen auch ohne stetige politische Aktualisierung in den Altertumswissenschaften Beachtung: Das gilt etwa für Fragen der Intersektionalität (insbesondere mit Blick auf Klasse), aber auch für das Verhältnis von Diskurs und Materialität. Die während der Tagung thematisierten Funktionalisierungen und Transformationen des Altertums bewegten sich drittens zwischen den Polen der Projektion aktueller Identitätskonstruktionen einerseits und der Suche nach Alterität andererseits. Gerade mit Blick auf Letzteres müssen zukünftig auch außereuropäische Perspektiven stärker miteinbezogen werden. Schließlich und viertens zeigt sich in den starken Tendenzen zur Aktualisierung der Antike für die Gegenwart, dass sich die Geschlechtergeschichte niemals auf neutralem Boden bewegt. Eine der Herausforderungen für die Zukunft wird es sein, diesen Sachverhalt gleichzeitig zu reflektieren und produktiv zu nutzen für eine Geschlechtergeschichte, die die Relevanz der Vergangenheit für die Gegenwart nicht nur affirmativ postuliert, sondern zu einem ihrer zentralen heuristischen Ausgangspunkte macht.

Konferenzübersicht:

Sektion I: Weiblichkeit, Männlichkeit, Macht und die Antike: Theoretische Perspektiven

Patricia Purtschert (Universität Bern): Welche Geschichte ermöglicht Gender, welche Geschichte hat Gender?
Jan Meister (Universität Bern): Anders denken mit der Antike? Antike Konzeptionen von Geschlecht und moderne Transformationen

Sektion II: Antike Konzepte von Männlichkeit

Seraina Ruprecht (Universität Bern): Männlichkeit im klassischen Athen
Christopher Degelmann (Humboldt-Universität Berlin): Übergehen und übergangen werden. Die barbatoria in der politischen Kultur der Kaiserzeit

Keynote-Lecture
Adrian Stähli (Harvard University): Gender Studies in den Altertumswissenschaften – quo vadis?

Sektion III: Antike Konzepte von Weiblichkeit

Steffi Grundmann (Universität Wuppertal): Konstruktion von Weiblichkeit und Konstruktion von Wirklichkeit. Mythos und Politik im augusteischen Rom

Alexander Thies (Universität Bern): Vertrau’ einer Frau – Vertrauen und Weiblichkeit in römischer Kaiserzeit und Spätantike

Sektion IV: Antike Konzeptionen von Macht und Geschlecht

Beate Wagner-Hasel (Universität Hannover): Macht und Weiblichkeit in den Altertumswissenschaften. Ein persönlicher Rückblick

Kordula Schnegg (Universität Inssbruck): Die Cornelii Scipiones: Römische Männlichkeit und die Verpflichtung zum Erfolg

Ann-Cathrin Harders (Universität Bielefeld): Basilissa, Consularis und Augusta - Herrschaft und Geschlecht in der Diadochenzeit und im entstehenden Prinzipat

Bernadette Descharmes (Technische Universität Braunschweig): Macht ohne Männlichkeit? Der Hofeunuch in der Spätantike

Thomas Späth (Universität Bern): Tagungsbilanz und Abschluss der Tagung

Anmerkungen:
1 Joan W. Scott, Gender: A Useful Category of Historical Analysis, in: American Historical Review 91 (1986), S. 1053-1075.
2 Thomas Späth, Männlichkeit und Weiblichkeit bei Tacitus. Zur Konstruktion der Geschlechter in der römischen Kaiserzeit, Frankfurt am Main 1994.
3 Vgl. etwa Marliyn B. Skinner, Ancient Sexuality at a New Crossroads: Beyond Binarism (Vortrag am Amherst College, MA, 27.03.2015, https://www.academia.edu/11832397/Ancient_Sexuality_at_a_New_Crossroads_Beyond_Binarism, 25.11.2021).
4 Thomas Späth, Geschlechter – Texte – Wirklichkeiten, in: Robert Rollinger / Christoph Ulf (Hrsg.), Frauen und Geschlechter. Bilder-Rollen-Realitäten in den Texten antiker Autoren der römischen Kaiserzeit, Wien 2006, S. 39-76.
5 Ernst Bornemann, Das Patriarchat. Ursprung und Zukunft unseres Gesellschaftssystems, Frankfurt am Main 1975; Gerda Lerner, The Creation of Patriarchy, New York 1986.


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